Frau am Freitag Zwischen Politik und Puder

Nikola Nording
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Eine Kolumne von Nikola Nording
| 10.05.2024 06:00 Uhr | 0 Kommentare | Lesedauer: ca. 2 Minuten
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Die Frau am Freitag ist bei einem speziellen Reel hängengeblieben: Es ging um Sparpolitik und Contouring.

Die Frau am Freitag hat in dieser Woche ein langes Video zum Thema Sparpolitik und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen geschaut. Eine Frau erzählte darin, was welche Maßnahmen anrichten und welche Auswirkungen das auf uns als Gesellschaft hat. Man könnte nun meinen, die Frau am Freitag hat einen Hang zu intellektuell herausfordernden Themen – auch nach Feierabend. Da muss die Frau am Freitag gestehen: Es darf ruhig mal etwas leichter sein.

Und dieses Video war leicht: Denn die Journalistin, die ihre Recherchen präsentierte, schminkte sich ausgiebig, während sie erzählte. Die Frau am Freitag war selbst erstaunt, dass sie an diesem Video so hängenblieb. Einerseits war es interessant, was die Frau sagte, andererseits war es lehrreich, wie sie ihr Rouge so platzierte, dass es ihrem Gesicht eine ganz besondere und doch natürliche Kontur verliehen hat.

Wobei: Eigentlich ist es nicht so überraschend, dass Make-up und Politik gut zusammenpassen. Auch die Frau am Freitag hat schon diverse tiefe Gespräche auf Disco-Toiletten geführt, während sich mindestens eine Beteiligte geschminkt hat.

Faszinierend ist eher, wobei man eben so hängen bleibt. Die Kolleginnen kannten das Phänomen: Die eine berichtete darüber, wie sie Menschen dabei zuschaut, wie sie ihre Küchen aufräumen und dabei die Probleme mit der Schwiegermutter dem Zuhörer präsentieren. Die andere schaute sich an, wie schmutzige Teddybären gewaschen werden und dabei neuste Dating-Trends erläutert werden. Wieder eine andere Kollegin geht der Frage nach „Bin ich ein Ar***, wenn...“, wo es um zwischenmenschliche Probleme geht, und gleichzeitig im Hintergrund ein Level eines bekannten Computerspiels absolviert wird.

Im Zeitungsgeschäft nennt man das Text-Bild-Schere, in sozialen Netzwerken trifft es einen Nerv. Die Frau am Freitag hat lange darüber nachgedacht, ob sie das jetzt blöd oder gut findet. Sie kam zu dem Schluss: Eigentlich ist es doch ganz gut. Denn mit den Auswirkungen der Sparpolitik hätte sie sich vielleicht nicht so intensiv auseinandergesetzt, wenn das Video ohne Rouge und Puder gewesen wäre. Ein Ersatz für politische Bildung ist das ganz sicher nicht, aber ein frischer Ansatz. Da müssen die Kritiker jetzt tapfer bleiben.

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